Erdbeckenspeicher

Kiesgrube als Solarwärmespeicher?

 

Aus dieser Kiesgrube in Gräfelfing am Ortsrand zu Planegg/Martinsried werden derzeit 700.000 m³ Kies aus bis zu 15 m Tiefe abgebaut. Wir haben uns in der Vergangenheit - wie der gesamte Gemeinderat - vehement dagegen ausgesprochen (hier Details), weil der Abbau in allernächster Nähe zum Martinsrieder Wohn- und Gewerbegebiet stattfindet (am rechten Bildrand Martinsrieder Gewerbegebäude). Wir konnten aber nur erreichen, dass so schnell wie möglich wieder aufgefüllt und renaturiert wird.

Man kann allerdings das Loch, wenn es nun schon mal da ist, vielleicht für ein großes Nachhaltigkeitsprojekt nutzen. Statt einfach mit Bauschutt aufzufüllen (den man ohnehin besser wiederaufbereiten sollte), sollte man wenigstens dieses riesige Volumen als Wärmespeicher nutzen: jeder, der eine Warmwassersolaranlage auf dem Dach hat, weiß, dass im Sommer Heißwasser im Überfluss zur Verfügung steht, es aber im Winter nicht reicht zur Wohnungsheizung. Man bräuchte etliche zig Kubikmeter Wasserspeicher im Garten, um die Sommerwärme in den Winter zu retten. Aber wer hat schon einen solchen Garten und gräbt ihn metertief ab? Vielleicht hat uns jetzt aber das Gräfelfinger Kiesabbauunternehmen Bernhard Glück eine riesige Wärmespeicher-Grube für uns alle gegraben. Die erste Idee war, einfach beim Wiederauffüllen Wärmetauscherschläuche mit zu verlegen, die man später mit Heißwasser aus einer Solarkollektoranlage (oder anderen Wärmequellen) durchspült und so die Wärme im Loch speichert. Im Winter kann die Wärme über die gleichen Schläuche wieder entnommen werden und über ein Nahwärmenetz an Gewerbegebiete und Haushalte verteilt werden.

Soweit die Idee, was sagen Fachleute dazu? Wir haben etliche befragt und bei einer Veranstaltung am 2.3. (downloads: Vortrag Arcon-Sunmark, Vortrag Prof. Mengedoht, Vortrag Martin Feldner) zu Wort kommen lassen (Link auf SZ-Artikel). Der Favorit unter großen sogenannten saisonalen Erdbeckenspeichern sind Wasserspeicher, also Grube mit Folie auslegen, Wasser rein, mit schwimmender Isolierschicht abdecken, Blechdach, Begrünung z.B. als Bienenweide.

 

Der weltweit größte Solarwärmespeicher

 

Das Fazit insgesamt: Die Voraussetzungen sehen sehr günstig aus. Man sollte eine Machbarkeitsstudie machen. Da erst könnte man ermitteln, welche Wärmequellen sinnvoll einzuspeisen sind (Solarkollektorfeld, Geothermie, Blockheizkraftwerke, Biomasseheizkraftwerke, Industrieabwärme, überschüssiger Solarstrom, ...), welche Größe der Speicher haben soll (selbst mit nur 300.000 m³ wäre es der weltweit größte), in welchen Ausbaustufen welche Verbraucher an ein Nahwärmenetz anzuschließen wären. Und natürlich, wie das Ganze zu finanzieren wäre und welche Fördermittel es dafür gibt. Für uns auch ganz wichtig natürlich: wieviel Nachhaltigkeit die angeschlossenen Gemeinden dadurch bekommen.

 

Die Grünen in Gräfelfing und die grüne Gruppe 21 in Planegg reichen Antrag ein

 

Wir haben deshalb am 11. Mai 2020 in den Gemeinden Planegg und Gräfelfing zeitgleich einen Antrag eingereicht, die Gemeinden mögen gemeinsam eine Machbarkeitsstudie vorbereiten. D.h. geeignete Büros kontaktieren und festlegen, was die genau untersuchen sollen. Speziell in Planegg ist dem noch vorausgeschickt, dass man der Firma Glück die Wiederverfüllverpflichtung solange aufschiebt, bis über die Machbarkeitsstudie beschlossen ist.

 

Bürgerbeteiligung in allen Projektphasen

 

Bitte lesen Sie diese Anträge und beteiligen Sie sich an der Diskussion in unserem Forum:

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Das Projekt könnte ein Jahrhundertprojekt fürs Würmtal werden. Wenn es funktioniert, könnte es zum weltweiten Vorbild werden, denn Kiesgruben gibt es "wie Sand am Meer". Wenn wir wirklich klimaneutral werden wollen, müssen wir auch den Wärmebedarf aus nichtfossilen Quellen decken. Bei der Energiewende ist aber meist nur von Strom die Rede. Strom aus Windkraft oder Solarstrommodulen oder Biomassekraftwerken. Natürlich kann man mit Strom auch heizen, aber wir brauchen den Strom viel dringlicher für die nachhaltige Mobilität. Wärme lässt sich mit "schwarzen Schläuchen" viel einfacher und vor allem viel effizienter gewinnen. Auf der gleichen Fläche ernten solarthermische Kollektoren die Sonnenenergie in Form von heißem Wasser etwa 3-mal so wirkungsvoll wie Solartstrommodule. Im neuen Planegger Flächennutzungsplan ist bereits ein Solarenergiefeld vorgesehen. Direkt daneben geht das Kiesförderband unterirdisch in das Kiesverarbeitungsgelände nach Gräfelfing. Die neue Kiesgrube - unser Wärmespeicher - ist direkt daneben. Könnte man die Wärmeleitung einfach neben das Förderband legen - spart Kosten! Der Planegger Wärmebedarf wird zu einem großen Anteil mit Gas gedeckt, Gas, das durch 70 Jahre alte Rohre geleitet wird. Wann steht uns hier eine Sanierung ins Haus? Bei der Gelegenheit könnte man Gas durch Nahwärme ersetzen, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Diese und viele weitere Fragen sollen in der Machbarkeitsstudie bearbeitet werden. Wir freuen uns auf Ihren Beitrag! Finden Sie das gut? Was gibt es zu bedenken? Sollen sich Bürger an der Investition beteiligen können?

 

Hier ein Pressespiegel:

SZ-Artikel zum Gemeinderatsantrag

MM-Artikel zum Gemeinderatsantrag

Artikel in Hallo-München

MM-Artikel zu erstem Beschluss in Gräfelfing