(verfasst von Herbert Stepp)
„Was stört uns das Geschwätz unserer Bürger“ (der Bürgerentscheid gegen die Umfahrung von 2013) könnte man die Beschlussfassung des Gräfelfinger Gemeinderates zum Thema Entlastungsstraße zusammenfassen. Überhaupt „Entlastungsstraße“, was wird denn entlastet? Ein Teil des Verkehrs eines Stückes der Pasinger Straße wird auf die Würmtalstraße umgelagert oder über die Großhaderner Straße eben doch wieder in die Pasinger Straße eingeleitet - genau da, wo die Wohnbebauung dichter wird. In Summe wird für die Bevölkerung nichts oder sehr wenig erreicht, aber auf der ganzen Länge der Waldrand zerstört. Also eine Entlastung ist nicht der vordringliche Beweggrund, eher schon, dass sonst „ohne eine solche Verkehrserschließung … beispielsweise eine rechtsfehlerfreie Erweiterung des Gewerbegebietes am Lochhamer Schlag nicht möglich“ wäre (Landrat Christoph Göbel im MM vom 23.1.2019).
Aber wir sind als Planegger schon auch nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung. Mit der schnell wachsenden Uni, immer mehr neues Gewerbebaurecht (Semmelweisstraße, jetzt am Wall zu entscheiden, FNP-Vorschläge) und Nachverdichtung und Neuausweisung von Wohngebieten (FNP) und gleichzeitigem Versäumen von durchschlagenden Angebotsverbesserungen im ÖPNV (Stadt-Umlandbahn, Ausnahme U-Bahn) oder Radverkehr verschärfen wir natürlich auch die Belastungen bei unseren Nachbarn von Großhadern über Gräfelfing bis Neuried.
Und jetzt der elegante Schachzug, die Gräfelfinger Umfahrung als Kreisstraße zu widmen. Das ist vor allem neuer Erschließungsdruck. Martinsried hätte eine Westumfahrung verdient. Aber mit dem Gräfelfinger Autobahnanschluss hätten wir ja genau wieder die lang bekämpfte Staatsstraße mit tausenden KfZ jeden Tag, die sonst ganz wo anders (oder gar nicht) fahren würden. Gräfelfing verhindert also geradezu eine vernünftige Lösung für Martinsried. Man kann nur hoffen, dass das alle so sehen. Sonst haben wir am Ende doch noch die St 2063 neu – mit einem „Lärmschutzriegel“ an Gewerbebauten auf beiden Seiten und alsbaldiger Fortsetzung um Neuried herum bis zur Garmischer Autobahn – den AB-Südring („light“ kann man den dann kaum noch nennen) mitten durch Planegg. Da heißt es standhaft bleiben – aber eben auch keine weiteren Neuausweisungen an Gewerbe mehr, auch Wohnen ausschließlich für begünstigten Wohnraum. Und endlich durchschlagende Konzepte, bei der Mobilität für Veränderungen zu sorgen.